Wirksamkeit des Therapieverfahrens "ESKOPA-TM" bei chronischer Aphasie in der ambulanten Versorgung
eine Einzelfallstudie
Beschreibung:
Hintergrund: Mit ESKOPA-TM (Grewe et al., 2020) wurde ein Therapieverfahren für Menschen mit chronischer Aphasie entwickelt, welches sprachsystematische und kommunikativ-pragmatische Inhalte kombiniert und dessen Wirksamkeit für eine hochfrequente Anwendung (30 Stunden in 3 Wochen) in der multizentrischen, randomisierten und kontrollierten Studie FCET2EC (Breitenstein et al., 2017) nachgewiesen werden konnte. Insgesamt belegt der aktuelle Forschungsstand die Wirksamkeit einer hochfrequenten Therapie, jedoch zeigen Untersuchungen, dass sie unter den Bedingungen der ambulanten logopädischen Praxis kaum umgesetzt wird. Auch die Heilmittelrichtlinien sehen im Normalfall keine hochfrequente Therapie vor.
Methode: Im Rahmen einer kontrollierten Einzelfallstudie im psychometrischen Ansatz mit A-B-A-Design wurde untersucht, inwiefern die Wirksamkeit des Therapieverfahrens ESKOPA-TM (Grewe et al., 2020) unter den Bedingungen einer den Heilmittelrichtlinien (Gemeinsamer Bundesausschuss, 2021, S. 88) entsprechenden Therapie mit geringerer Frequenz (3 Stunden in 10 Wochen) Bestand hat. Bei der Wahl der primären und sekundären Outcome-Faktoren wurde sich an der FCET2EC-Studie orientiert (Breitenstein et al., 2017, S. 9). Mithilfe von kritischen Schwellenwerten wurden die möglichen Änderungen auf statistische Signifikanz geprüft.
Ergebnisse: Die Probandin der Studie konnte sich in allen gemessen Outcome-Faktoren verbessern. Es kam zu statistisch signifikanten Steigerungen in der Alltagskommunikation, der Verständnis- und Produktionsfähigkeiten in den Kerndomänen der Sprache, der Lebensqualität aus der Sicht der Patientin sowie der Bewertung der Kommunikation durch einen Angehörigen. Aussagen über eine patientendefinierte klinische Relevanz konnten nicht gemacht werden.
Schlussfolgerung: Zwar konnten statistisch signifikante Verbesserungen für alle gewählten Erfolgsmaße gezeigt werden, jedoch sind die Ergebnisse durch die Methode der Einzelfallstudie und das Fehlen einer Follow-Up-Untersuchung limitiert. Die Übertragbarkeit der Ergebnisse ist dementsprechend eingeschränkt. Es konnte nicht nachgewiesen werden, ob die gemessenen Verbesserungen auch über die Zeit stabil bleiben. Trotzdem kann die Arbeit möglicherweise erste Hinweise auf eine geringere, aber dennoch wirksame Therapiefrequenz liefern. Dies sollte aus gesundheitsökonomischen Gründen und in Bezug auf die Versorgungsrealität in den ambulanten Praxen genauer untersucht werden. Außerdem sollten Kriterien für die patientendefinierte klinische Relevanz definiert werden.
Messung
- Keine Aphasie (nach den Kriterien des AAT - Aphasie nach Schädel-Hirn-Trauma oder bei neurodegenerativer Erkrankung - Starke (unbehandelte) Erkrankungen oder nicht korrigierte starke Einschränkungen des Sehens und Hörens - Teilnahme an einer anderen intensiven Intervention zur Linderung der Schlaganfall-Symptome in den 4 Wochen vor der Aufnahme in die Studie
- Person mit chronischer Aphasie (diagnostiziert durch AAT) nach ischämischem, hämorrhagischem, oder subkortikalem Infarkt - Vorhandensein der Aphasie seit min. 6 Monaten - Alter zwischen 18 und 70 Jahren - Deutsch als Muttersprache - mindestens ausreichende (basale) Möglichkeiten verbal zu kommunizieren (mindestens 1 Punkt in der Spontansprachskala „Kommunikationsverhalten“ (AAT) - ausreichendes Sprachverständnis (weniger als 10 Fehlerpunkte in der ersten Aufgabengruppe des Token Tests (AAT)
ja
Kontrollierte Einzelfallstudie im psychometrischen Ansatz mit A-B-A-Design (Nutzung von kritischen Schwellenwerten)
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Logopädische Therapie bei chronischer Aphasie
Bachelor-Arbeit
Outcome-Studie
2 MB